Wir sagen oft, Menschen würden kaufen und konsumieren, um etwas zu kompensieren. Das ist ist aber nur die halbe Wahrheit. Es stimmt, dass viele von uns Stress in der Firma, die Angst zu versagen, die innere Leere mit Materiellem füllen. Dieser innere Mangel ist aber mehr als nur Druck, Monotonie, Befürchtungen und Sorgen. Was vielen Menschen aber am meisten fehlt, ist Selbstwertgefühl. Schriftsteller Mark Twain hat das schon vor rund 120 Jahren erkannt, wie mein Zitat der Woche belegt. Wenn jeder überzeugt wäre, dass er die Glücksmomente verdient, die er erlebt, wäre er diesen Momenten gegenüber wesentlich empfänglicher und bräuchte weniger Selbstbestätigung von Außen. Heutzutage leiden unzählige Menschen – viele von ihnen im Beruf in Spitzenpositionen – am so genannten „Hochstaplersyndrom“, auch bekannt unter „Münchhausensyndrom“. Dieses in der Psychologie bekannte Phänomen lässt sie daran zweifeln, kompetent oder überhaupt zulänglich zu sein. Sie halten beispielsweise ihren Erfolg für reinen Zufall, für einen Schwindel, der doch irgendwann bestimmt auffliegt. Immer wieder fragen sich solche Menschen, was sie eigentlich wirklich beherrschen und ihnen ihre Umwelt auf die Schliche kommen wird. „Es wird bestimmt bald jemand merken, dass ich eigentlich keine Ahnung habe. Eigentlich bin ich doch nur mittelmäßig.“ Sie haben kein Gefühl für ihren Wert – und stapeln im Innersten so tief sie können. Aber offenbar haben sie auch eine ihre Persönlichkeit Messskala für Werte falsch geeicht. Sonst wüssten sie, dass ihr Wert sich nicht aus ihrem intellektuellen Know How, ihrer beruflichen Position, ihrem materiellen Wohlstand ergibt. Wer daran glaubt, positive Erlebnisse, Erfolge, Liebe und Glücksgefühle verdient zu haben, egal ob er ein Unternehmen führt oder seinen Job verloren hat, ob er eine „working mum“ oder Hausfrau ist, der muss sich im Äußeren keine Kompensationen suchen. Er kann trotz „wenig Input“ trotzdem sehr intensive Freude erleben – an Kleinigkeiten wie dem lachenden Kind, das ihn begrüßt. Wer seinen eigenen Wert erkennt, fühlt sich anerkannt und geliebt. Von sich selbst und seinen Mitmenschen. Und merkt, dass er ansonsten nicht sehr viel mehr benötigt.
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