Wenn ihr selbst Eltern seid, kennt ihr das bestimmt: Scheinbarer Stillstand. Monatelang ist das Töchterchen zu klein, um die Küchenschublade zu öffnen, und ohne dass ihr es bemerkt, klappt es plötzlich. Sie ist gewachsen. Die Hosen aus dem vergangenen Herbst sind, das bemerkt ihr auch erst dann, viel zu kurz. Kinder wachsen die meiste Zeit in kaum bemerkbaren Etappen, manchmal aber in auffälligen Schüben. Auch vor jedem so genannten kognitiven Entwicklungsschritt des Nachwuchses steht eine Phase der Stagnation. Manchmal werden sie am Ende dieser gefühlten Ewigkeit krank, manchmal scheint es einfach „Klick“ zu machen – und plötzlich können die Kleinen etwas Neues. Seltsamerweise sind wir dieses Wechselspiel aus Stillstand und Wachstum bei Kindern gewöhnt und wissen, dass die Natur so funktioniert. Bei uns selbst sind wir seltsamerweise nicht so geduldig. Viele von uns frustrieren und geben auf, wenn unser inneres und äußeres Wachstum und unsere Erfolge und Fortschritte stagnieren. Wenn wir uns abstrampeln und sich trotzdem keine positiven Ergebnisse einstellen. Doch hat schon jemals ein Kind gesagt: „Ich bin immer noch der Kleinste in der Klasse. Ich schaffe es nicht, zu wachsen. Ab heute höre ich damit auf!“? Nein, weil das biologisch gar nicht möglich wäre. Mit unserer inneren und äußeren Größe ist es ebenso. Es ist unmöglich, dass wir aufhören zu wachsen. Wenn wir aufgeben, erzielen wir ein Ergebnis, aus dem wir lernen – ob uns diese Erfahrung gefällt oder nicht. Wenn wir durchhalten, stellen sich ebenfalls Ergebnisse ein. Der Unterschied: Wer nicht aufgibt, vervielfacht seine Chance auf einen sprunghaften Entwicklungsfortschritt. Wer nicht aufgibt, fragt sich höchstens nach einiger Zeit, wie um alles in der Welt er früher einmal in so kleine „geistige Kleidergrößen“ gepasst hat.
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Über den Autor